Weltbienentag: Warum Biene Maja nicht wirklich wild ist
Weltbienentag:Warum Biene Maja nicht wirklich wild ist
von Mark Hugo
|
Wildbienen sind anders als Honigbienen. Meist sind sie Einzelgänger, dabei irre fleißig, manchmal kohlrabenschwarz und auch ganz schön gemein. Von wegen Biene Maja.
Nur bis zu neun Millimeter groß: Die Rainfarn-Maskenbiene
Quelle: dpa/schwenninger, hans-richard
Dass die Trickfilmbiene Maja genau genommen nicht so viel mit ihren natürlichen Artgenossen zu tun hat, sehen Kenner schon an den Farben: Schwarz-gelb sind eigentlich nur Wespen. Honigbienen sind dagegen braun-schwarz. Aber auch, wenn alles stimmen würde, hätte sie mit einer Wildbiene wenig gemein. Denn die unterscheiden sich ziemlich von ihren bekannteren Honig produzierenden Verwandten.
Wildbienen sehen anders aus
Holzbienen zum Beispiel sind kohlrabenschwarz mit blauen Flügeln. Andere haben einen rötlichen Pelz oder ähneln Wespen zum Verwechseln. Über 560 verschiedene Arten leben allein in Deutschland - sie sind zwischen 1,3 Millimetern und drei Zentimetern groß.
Die meisten übrigens sterben nach vier bis sechs Wochen wieder. Honigbienen werden im Sommer rund sechs Wochen alt, Winterbienen dagegen bringen es sogar auf bis zu neun Monate.
Ein Schwarm mit Tausenden von Bienen bevölkerte eine Berliner Kreuzung. Ein Imker musste die Bienenkönigin fangen und die Tiere in eine Kiste lenken. Gar nicht so einfach...12.05.2023 | 2:01 min
Wildbienen sind meist Einzelgänger
Während Honigbienen in Stöcken und Staaten leben, bleiben die meisten Wildbienen - mal abgesehen von der Paarung - lieber für sich. Jedes Weibchen baut sein eigenes Nest - je nach Art in Röhren, Höhlen, im Boden oder auch in alten Schneckenhäusern - und versorgt die Brutzellen selbst. Es sammelt reichlich Proviant, legt ein Ei und verschließt die Zelle dann wieder. Bis zu 30 Zellen baut sie so. Etwa ein Jahr vergeht, bis die fertigen Wildbienen aus den Nestern krabbeln können.
Ein paar Arten mögen es dann doch gesellig. Sie leben zum Beispiel in Zweck-Nachbarschaften, um sich gemeinsam verteidigen zu können. Zu den wenigen Wildbienenarten, die wie die Honigbiene in Staaten leben, gehören die Hummeln.
Der Weltbienentag ist seit 2018 ein offizieller Welttag der UNO. Er fällt jedes Jahr auf den 20. Mai. An diesem Datum im Jahr 1734 wurde Anton Janša geboren, der als Pionier der modernen Imkerei gilt. Der Weltbienentag wurde von Slowenien vorgeschlagen. Mit ihm weist die Weltgemeinschaft auf den Rückgang der weltweiten Population und den dringenden Schutz der Bienen hin.
Ziemlich faul und gemein verhalten sich Kuckucksbienen - etwa die Greiskraut-Wespenbiene oder die Kegelbiene. Diese - immerhin ein Viertel aller Arten - kapern bereits fertige Nester anderer Arten, legen dort eigene Eier und sparen sich damit den Aufwand des Pollensammelns und Nestbauens. Dass die Wirtslarve dabei verhungert, nehmen sie in Kauf.
Die Wichtigkeit von Bienen für die weltweite Flora ist mittlerweile bekannt. Wie man seinen Garten besonders bienenfreundlich gestalten kann, sagt uns Moma-Gärtnerin Sabine Platz.20.05.2022 | 3:03 min
Wildbienen sind oft wählerisch
Honigbienen, aber auch Hummeln und viele Wildbienen, sammeln den Pollen und Nektar, wie er eben kommt. Andere - etwa 30 Prozent der wilden Arten, darunter die Glockenblumen-Sägehornbiene oder die Auen-Schenkelbiene - fliegen dagegen nur bestimmte Pflanzenfamilien- und Gattungen an.
Einerseits wird so zwar die Bestäubung auch sehr spezieller Pflanzen gesichert. Andererseits sind diese Bienen von diesen abhängig. Schwindet ihr Bestand oder sterben sie aus, dann bedeutet das für die Tiere das gleiche Schicksal.
Tatsächlich haben Forschende vor ein paar Jahren herausgefunden, dass Raps, Melonen oder Kirschen mehr Ertrag bringen, wenn sie von Wildbienen bestäubt werden. Eines der überraschenden Ergebnisse: 100 Honigbienen plus 50 Wildbienen arbeiten deutlich effektiver als 150 Honigbienen alleine. Die Studie schließt daraus, dass es falsch wäre, sich nur auf die "gängigste" der Bienen zu verlassen.
Besonders fleißig sind offenbar Hummeln. Im Vergleich zur Honigbiene besuchen sie in derselben Zeit die drei- bis fünffache Zahl an Blüten. Dass es sie gibt, ist schon deshalb wichtig. Grundsätzlich sind rund 80 Prozent aller Wildpflanzen abhängig von der Bestäubung durch Insekten.
Wildbienen stechen ungern
Honigbienen gelten zwar als friedlicher im Vergleich mit Wespen - wenn sie sich oder ihren Staat aber bedroht sehen, dann stechen sie zu, notfalls auch im Schwarm. Auch die Wildbienen haben Stacheln, in der Regel allerdings nur die Weibchen. Oft ist dieser zu schwach, um die menschliche Haut zu durchdringen.
Da die meisten Wildbienen keinen Staat zu verteidigen haben, gehen sie dem Ärger ohnehin lieber aus dem Weg und stechen nur dann, wenn es absolut keine Alternative gibt.
Kohlrabenschwarz mit blauen Flügeln: Die Holzbiene
Quelle: dpa/uwe anspach
Hummeln stechen und beißen nicht
Bei der sonst eher gemütlichen Hummel kann es dagegen in seltenen Fällen schon passieren, wenn sie sich oder ihren Staat in Gefahr sieht. Dann sticht sie zu, was schmerzhaft sein kann. Dass Hummeln beißen statt stechen, ist ein Mythos und falsch.
Im Ernstfall haben Wildbienen gegenüber der Honigbiene übrigens einen großen Vorteil: Die Stacheln haben keine Widerhaken. Deshalb sterben die Tiere nicht danach - auch nicht bei mehrmaligem Stechen.
Mark Hugo ist Redakteur in der ZDF-Umweltredaktion.